Wandmalerei gibt es schon seit tausenden Jahren. Sie ist damit die vielleicht älteste Kunstform der Menschheitsgeschichte überhaupt.
In unserem Blogartikel über „Anamorphose“ haben wir die illusionistische Wandmalerei bereits erwähnt. Nun tauchen wir etwas tiefer in die Geschichte und die Bedeutung von Mural Art ein, vor allem, weil kaum eine deutsche Stadt so bekannt dafür ist, wie Berlin.
Der Begriff „Mural“ kommt aus dem Lateinischen „murus“ und bedeutet „Wand“. Wandkunst kann so gut wie alles sein: von traditionellen Wandmalereien bis hin zu modernen Graffiti-Styles. Denn seitdem sich die Menschheit dem Malen mit Farben widmet, hat sie auch auf Wänden gemalt. Und das ist schon sehr, sehr lange her!
Von der Steinzeit ins Mittelalter zur Antike und moderner Street und Mural Art.
Murals sind keine neue Erfindung – im Gegenteil! Vor ungefähr 65.000 Jahren hinterließen bereits die Neandertaler farbige Markierungen an Steinen. Die frühe steinzeitliche Höhlenmalerei bestand hauptsächlich aus geritzten Zeichen und einfachen Malereien von Tieren und Menschen als zusätzliche Kommunikation und Verständigung neben optischen (Rauchzeichen) und akustischen (trommeln) Mitteln.
In der Antike hatte die Wandmalerei ihre Blütezeit unter anderem bei den Maya in Südamerika, den Nubiern in Afrika und natürlich auch in Asien, vor allem aber im antiken Europa. In Deutschland und Griechenland fand man Überreste großer Wandmalereien, im alten Rom war die Kunst an den Wänden ein regelrechter Trend und so beliebt wie vielleicht nie wieder nach dieser Zeit. Fast jedes Wohnhaus war damals mit bunten Wandbildern aus Alltagsszenen, Mythologie und erotischen Darstellungen verziert.
Im Mittelalter wurde die Wandkunst für mehrere Jahrhunderte Teil sakraler Architektur. Entsprechend der religiösen Prägung, unter Einfluss des Christentums, zeigten die Malereien vorwiegend biblische Szenen und Heilige. Während Wandbilder der Romanik und Gotik noch recht einfach gehalten waren, wurden sie in der Renaissance und schließlich im Barock sehr realistisch und detailliert. Viele der berühmtesten Malereien entstanden im Fresko-Stil und waren seit dem der Inbegriff der Wandmalerei.
Kommunikation und Kreativität außerhalb der eigenen vier Wände: Moderne Wandkunst als Botschaft, die Welt ein Stück besser und bunter zu machen.
Nachdem die Wandmalerei einige Jahrhunderte zunehmend in Vergessenheit geraten war, wurde sie Anfang des 20. Jahrhunderts wiederentdeckt, zunächst vorwiegend in sozialistischen Staaten. Eine wichtige Richtung moderner Wandmalerei entwickelte sich in Mexiko. Hier wurden vor allem futuristische Motive einer blühenden Zukunft gezeigt. Man nennt diese Kunstrichtung auch Muralismo.
Mit dem Aufkommen der modernen Street Art verbreitete sich die Wandmalerei auch zunehmend in Europa. Besonders im Norden und Osten Europas und auch Deutschlands finden sich heute viele Wandbilder. Man spricht hier von Murals. Diese sind nicht mit Graffitis zu verwechseln, wobei die Übergänge fließend sein können.
Murals, wie der Begriff heute interpretiert wird, sind oft riesig und können ganze Häuserwände bedecken. Sie werden mit Farbe, Spraydosen oder sogar Projektionen geschaffen und sind meist für die Öffentlichkeit gedacht. Während Graffiti oft mit schnellen Tags oder illegalen Kunstwerken verbunden wird, sind Murals in der Regel erlaubt oder sogar beauftragt, um Stadtteile zu verschönern.
Zweifelsfrei sind sie schön anzusehen, haben oft eine weitaus tiefere Bedeutung als bloße visuelle Kunst. In der modernen Form von Wandmalerei dienen Murals als Sprachrohr, als Kunst mit Botschaft.
Viele Künstler nutzen sie, um gesellschaftliche Themen anzusprechen. Murals zeigen oft Porträts von Aktivisten oder setzen sich für soziale Gleichberechtigung ein. Für den Umweltschutz thematisieren Künstler Themen wie Klimawandel, bedrohte Tierarten und nachhaltige Lösungen. Und auch als politischer Protest werden Murals häufig genutzt, um Regierungen oder Ungerechtigkeiten zu kritisieren.
Murals können auf verschiedene Arten entstehen – je nach Technik, Material und Stil. Wir werfen einen Blick auf die häufigsten Methoden.
Die traditionellste Form von Wandmalerei wird mit Pinsel und Rollen mit Acryl- oder Fassadenfarben aufgetragen. So können detaillierte Kunstwerke geschaffen werden, die sehr langlebig sind.
Eine weitere Street-Art-Technik ist die Kombination von Spraydosen mit Stencils (Schablonen), um präzise Motive zu erzeugen. Einige Künstler drucken ihre Werke auf Papier oder Stoff und kleben sie danach an Wände. Diese Technik ist bekannt als Paste-Up oder Poster Art und ist schneller als Malerei, hält aber nicht so lange.
Moderne Murals nutzen auch Licht und digitale Kunst, zum Beispiel als temporäre Projektionen auf Gebäuden wie zum Beispiel beim jährlichen Festival of Lights in Berlin.
Egal welche Technik – ein gutes Mural braucht eine Idee, eine Genehmigung (wenn es legal sein soll) und eine große Portion Kreativität!
Wenn du Murals live erleben willst, gibt es weltweit einige Must-See-Orte.
Heute sind Murals weltweit zu finden – von Berlin über Rio de Janeiro bis Los Angeles. Sie sind nicht nur Kunst, sondern auch Ausdruck von Identität, Kultur und Protest: Sie feiern kulturelle Identitäten, die Geschichte, Traditionen und die Vielfalt einer Stadt oder Community.
Berlin ist ein Paradies für Street Art! Vor allem in Kreuzberg und Friedrichshain findest du beeindruckende Wandgemälde, darunter Werke von Künstlern wie Blu oder Victor Ash. Die East Side Gallery hat Teile der ehemaligen Berliner Mauer in ein Kunstwerk verwandelt und zeigt unter anderem das berühmte „Bruderkuss“-Motiv von Dmitri Wrubel.
In London ist das Viertel Shoreditch bekannt für Murals von Banksy & Co. Hier gibt es ständig neue Werke zu entdecken! Von riesigen Porträts bis zu bunten Pop-Art-Motiven bietet Los Angeles Murals an jeder Ecke, besonders in Venice Beach und Downtown LA. Buenos Aires ist berühmt für ihre farbenfrohen Murals, besonders im Viertel Palermo. Bogotá hat eine der lebendigsten Mural-Szenen Südamerikas – eine Mischung aus politischer Kunst und Street-Art-Ästhetik.
Wenn du auf Reisen gehst, lohnt es sich immer, nach Murals Ausschau zu halten – oft erzählen sie mehr über eine Stadt als jeder Reiseführer!
Unser Fazit: Murals sind mehr als nur Farbe an der Wand
Es gibt so viele unterschiedliche Stile der Wandkunst auf der ganzen Welt zu entdecken, denn Wände gibt es überall und genau das ist der Kern von Mural Art: Graue Mauern werden zur Leinwand für Kunst mit einer Botschaft!
Von klitzekleinen Street-Art-Motiven bis hin zu riesigen Wandgemälden, die ganze Straßenzüge prägen – Murals sind mehr als nur Farbe an der Wand. Sie erzählen Geschichten, dienen der Verständigung und Dokumentation, setzen Statements und verwandeln heutzutage graue Städte in lebendige Kunstwerke.
Für uns ist Mural Art eine der spannendsten Kunstformen unserer Zeit – sie verbindet Kreativität, Kultur und gesellschaftliche Themen in beeindruckenden Bildern. Egal ob in Berlin, New York oder in deiner eigenen Stadt: Murals haben die Kraft, Orte zu verändern und Menschen zu inspirieren und genau das ist auch das, wofür unser Team im Illuseum Berlin steht.