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Tape Art hat sich zu einer eigenständigen Kunstform entwickelt, die traditionelle Grenzen zwischen Street Art, Graffiti und Installationskunst aufbricht.

Besonders in Berlin, einer Stadt, die seit Jahrzehnten als Epizentrum alternativer Kunst und Kultur gilt, hat Tape Art Einzug gehalten und innovative Wege eröffnet, um öffentliche Räume und urbane Landschaften zu gestalten und zu transformieren.

Valeria Losikova, bekannt als Fabifa, ist eine zeitgenössische Tape-Art-Künstlerin. Sie lebt seit 2015 in Berlin und hat unsere Schaufensterfronten durch ihren lebendigen künstlerischen Stil voller schwungvoller Linien und lebhaften Farben zu einem echten Unikat gemacht.

Grund genug, einmal etwas tiefer in die facettenreichen Welt von Tape Art einzutauchen, ihren Ursprung und ihren Einfluss auf die moderne Kunst zu untersuchen.

Ein funktionales Produkt mit kreativem Potenzial: Das (bunte) Klebeband.

Die Geschichte der Tape Art ist – genauso wie Mural Art – eng mit der Entwicklung der urbanen Kunst- und Graffiti-Kultur verbunden. Ihre Wurzeln stammen aus den späten 1980er und frühen 1990er Jahren in einer Zeit, in der die urbanen Räume von politischen und sozialen Umbrüchen geprägt waren.

Kreative Köpfe suchten nach neuen, schnellen und einfachen Ausdrucksformen, in der Regel ohne offizielle Genehmigung. Ihre Kunstwerke sollten aber nicht nur ästhetisch beeindrucken, sondern auch zum Nachdenken anregen – über Vergänglichkeit, den Wandel von Städten und die Beziehung zwischen Kunst und Gesellschaft.

Im Baumarkt, gleich im nächsten Gang nach den Farben und Spraydosen, findet man ein funktionales Produkt mit enormen kreativem Potenzial: Das Klebeband!

Hat man als Künstler dann noch ein besonderes Gespür für Linienführung, Proportionen und räumliche Wirkung, dann ist es fast egal ob mit einem einfachen Malerkrepp, Duct Tape oder einem speziell hergestellten Kunsttape gearbeitet wird – Klebebänder sind vom Material her besonders leicht, flexibel und schnell zu verarbeiten und mit ihnen können wunderschöne flächige Installationen, geometrische Muster oder abstrakte Kompositionen geklebt werden.

Die kreative Szene Berlins – Historischer Kontext und die Rolle des Individuellen.

Berlin hat sich in den letzten Jahrzehnten als ein Magnet für kreative Strömungen etabliert. Politische Umbrüche und kulturelle Erneuerungen bieten einen idealen Nährboden für experimentelle Kunstformen wie Tape Art und seit dem Mauerfall erlebt Berlin einen regelrechten Boom. Freie Wände in ehemaligen Industriegebieten, verlassene Gebäude und improvisierte Galerien bieten noch heute unzählige Möglichkeiten, urbane Räume kreativ zu nutzen.

Tape Art passt hier perfekt in dieses Szenario: Es ist schnell umsetzbar, fordert wenig Materialaufwand und kann ohne große logistische Hürden angebracht und wieder entfernt werden. „Wenn man sich’s schön macht, auch wenn’s hässlich ist. Das ist Berlin, Berlin, Berlin…“ kennen wir aus der inoffiziellen Hymne der Spree-Metropole. Und so wundert es uns nicht, dass man in Berlin immer wieder neue bunte Klebeband-Kunstwerke an Fassaden, in Hinterhöfen und sogar in U-Bahn-Stationen entdecken kann. Diese Vielfalt macht die Berliner Kunstszene so lebendig und verleiht Tape Art ihren besonderen Reiz. Vor allem aber aufgrund des individuellen Ausdrucks innerhalb der Berliner Tape Art Szene wo persönliche Themen und Erfahrungen visualisiert werden.

Zusätzlich haben Veranstaltungen wie die „Berlin Tape Art Week“ es geschafft, eine Plattform zu schaffen, auf der lokale und internationale Künstler zusammenkommen und ihre Werke präsentieren können. Auch offizielle Ausstellungen in Museen und alternativen Galerien verhelfen dem Medium zu einer breiteren Anerkennung – nicht nur in Deutschland, sondern weltweit!

Innovative Tape Art Projekte von London und Paris über New York bis Asien.

Auch wenn Berlin als einer der wichtigsten Standorte für Tape Art gilt, ist diese Kunstform noch lange nicht auf die deutsche Hauptstadt beschränkt.

London und Paris stehen in der europäischen Kunstszene seit jeher für einen spannenden Mix aus Tradition und Avantgarde. Auch hier hat sich Tape Art als populäres Medium etabliert. In London erzeugen Künstler faszinierende Kontraste zwischen historischen Gebäuden und moderner Architektur. In Paris wirken Tape Art Installationen häufig wie moderne Wandteppiche, die den historischen Charme der Stadt mit zeitgenössischer Kreativität verbinden. Zahlreiche temporäre Ausstellungen und Festivals in beiden Städten zeigen, dass Tape Art weit mehr als ein kurzlebiger Trend ist.

New York City, die Wiege der modernen Graffiti- und Street Art Bewegung, hat auch für Tape Art einen wichtigen Platz eingenommen. Auf den großen Fassaden der Stadt kleben Künstler komplexe geometrische Muster und großflächige Installationen. Dabei spiegelt sich in den Werken oft die Dynamik und der ständige Wandel der Stadt wider. Projekte wie das „Tape Art Festival“ in Brooklyn verbinden die urbane Energie New Yorks mit der kreativen Freiheit von Tape Art.

Auch in Asien, insbesondere in Metropolen wie Tokio, Seoul oder Hongkong, findet Tape Art immer mehr Beachtung. Nämlich dort, wo Tradition und High-Tech aufeinander treffen, bietet das Medium eine spannende Möglichkeit, kulturelle Identitäten zu hinterfragen und urbane Räume neu zu definieren.

Tape Art und Nachhaltigkeit: Ein Handwerk als Spiegel urbaner Kreativität mit Einfluss auf die moderne Kunst.

Tape Art hat in den letzten Jahren die Straßen verschönert, aber anders als dauerhafte Skulpturen oder Gemälde sind Tape Art Werke weniger dauerhaft und eng mit dem Kontext des Ortes verknüpft, an dem sie entstehen.

Ein wesentlicher Beitrag von Tape Art zur modernen Kunst liegt schon alleine am Medium selbst. Während traditionelle Malerei und Skulptur auf bewährte Materialien wie Öl, Acryl oder Stein zurückgreifen, eröffnet Tape Art einen radikal anderen Zugang und zeigt, dass auch Alltagsgegenstände – in dem Fall Klebebänder – das Potenzial für ästhetische und tiefgründige Kunstwerke haben. Und zwar durch handwerkliche Präzision gepaart mit freier künstlerischer Interpretation. Die Mischung macht es so faszinierend – es fordert Künstler technisch heraus und eröffnet zugleich ein breites Spektrum an kreativen Ausdrucksmöglichkeiten, das klassische Kunstformen oft nicht bieten. Und deshalb fordert Tape Art die klassischen Vorstellungen von Kunst und Handwerk heraus und inspiriert Künstler weltweit, mit ungewöhnlichen Materialien zu experimentieren.

Klebebänder, insbesondere solche, die industriell hergestellt werden, bestehen meistens aus synthetischen Materialien wie Kunststoff und Polyester. Diese Stoffe sind in der Regel nicht biologisch abbaubar und dementsprechend belastend für die Umwelt, wenn sie in großen Mengen verwendet werden. Künstler und Hersteller stehen daher vor der Herausforderung, Materialien zu finden, die den kreativen Ansprüchen genügen und gleichzeitig umweltfreundlicher sind.

Für den privaten Gebrauch ist beispielsweise das Washi Tape ein umweltfreundliches Produkt, das aus nachwachsenden Rohstoffen hergestellt wird. Es besteht hauptsächlich aus Reis, einem nachhaltigen und biologisch abbaubaren Material.

Unser Fazit: Die Faszination von Tape Art liegt in ihrer Vielseitigkeit und ihrer Perspektive auf die Beziehung zwischen Kunst, Raum und Gesellschaft.

Tape Art ist weit mehr als nur ein „aneinander kleben“ von bunten Bändern. Es bietet uns eine faszinierende Möglichkeit, das Zusammenspiel von Stadt, Kunst und Mensch neu zu entdecken. Denn es ist ein Medium, das Grenzen sprengt – sei es zwischen Kunst und Handwerk, Vergangenheit und Zukunft oder lokaler Identität und globaler Vernetzung. Von den kreativen Hotspots Berlins bis hin zu internationalen Metropolen ist Tape Art ein Zeichen dafür, dass die Straßen selbst zu Galerien werden, in denen Geschichten unserer Zeit in Farbe, Form und Bewegung erzählt werden.

Für uns ist Tape Art ein lebendiger Ausdruck urbaner Kreativität, der uns immer wieder daran erinnert, dass Kunst überall entstehen kann, wo Menschen den Mut haben etwas Neues zu wagen.

Im Illuseum Berlin lassen wir uns immer wieder von innovativen Ideen inspirieren und entdecken dabei eine Welt, in der jede Linie, jede Kurve und jede Art von Installation ihr eigenes Potenzial hat, unsere Sicht auf Kunst und Kultur zu verändern.

Wir sind jedenfalls sehr gespannt, wie sich dieses Medium weiterentwickelt und welche neuen Wege die Künstler finden, um mit Klebeband Geschichten zu erzählen, die unsere Städte noch lebendiger und unsere Gedanken noch freier machen.